Jeffrey Hayes

tree

CD-ADX 19901

Manchmal ist das Leben wie ein trauriger Song. "With a little hope and his guitar" kam Jeffrey Hayes eines Tages in Los Angeles an. Hinter sich eine arme Kindheit in New Jersey, die Eltern tot, High School abgebrochen und eine feine Drogenkarriere, die ihn in New York fast umgebracht hätte. Vor sich endlose Gigs in den Coffee Houses von L.A., den einzigen Orten dort, in denen Newcomer auftreten können, ohne dafür auch noch bezahlen zu müssen. Heute lebt er in München, macht prima Musik und hofft auf den Durchbruch.

Als er klein war, bestand Jeffreys Welt aus der Autowerkstatt seines Vaters und dessen Stammkneipe. Während sich der alte Hayes dort betrank, stand Jeffrey an der Jukebox und spielte seine Lieblingslieder. Immer wieder - bis der Wirt ihm die Platten mit nach Hause gab. Und dann kam KISS. Und Jeffrey stand schon in der vierten Klasse auf der Bühne: die hohen Stiefel seiner Schwester an, die Nietenlederhose seines Vaters. Maske, Playback. Die Gitarre brauchte keine Saiten. Rock'n'Roll ist Image.

"No Attitude" steht heute wie ein unsichtbares Ausrufezeichen hinter Hayes' Songs, seinem Auftreten, seiner Art, auf der Bühne zu stehen. Er braucht nicht viel: seine Gitarre,seinen Freund Mitch am Baß, manchmal ein Billigkeyboard und eine Drummaschine, die er sich auf dem Flohmarkt besorgt hat. Seine erste CD "tree" hat er gerade herausgebracht. Die Songs darauf: irgendwie traditionell, irgendwie gebrochen, irgendwie sehr allein in der Wüste - und irgendwie hinterhältig.

Als Hayes vor vier Jahren nach München kam, wollte er eigentlich nur Freunde besuchen, Seitdem ist er hier. Und hat - ganz Bavarian Dream - seine Karriere als Tellerwäscher begonnen. Nachdem die CD, die er bei sich im Schlafzimmer veröffentlicht war, tourte er als Support Act von Ani DiFranco durch Deutschland, das Fernsehen interessierte sich für ihn. Und vielleicht haben Jeffrey und Mitch nun endlich den Schlagzeuger gefunden, der ein Gespür für ihren Sound hat. Manchmal haben auch traurige Songs richtig schöne Stellen.
So wie das Leben.

Christian Schwenkmaier